Eine ganz besondere Liebe…


Seit einiger Zeit verspuere ich das Beduerfnis ueber eine besondere Beziehung/Anziehuung sprechen zu muessen – oder anders formuliert liegt es mir am Herzen ueber dieses Gefuehl zu schreiben:

Schon als Kind habe ich es geliebt, ueber Wiesen zu laufen, mit den Fuessen im Bach zu spazieren zu gehen und in Waeldern die Seele baumeln zu lassen. Ja, wie es scheint ist die Natur mein Freund. Sie scheint fuer mich da zu sein, wenn meine Mitmenschen mir nicht das Gefuehl der Bestaendigkeit, der Sicherheit geben koennen, das ich in solchen Momenten suche.

Momente der Einsamkeit, des Verlorenseins, die umso schwerer wiegen, wenn ich nicht wahrnehme, dass ich einsam bin, mich unverstanden fuehle.

Tage des Suchens nach des Gefuehl der Sicherheit, dass wir brauchen, wenn wir Trost suchen. Oder sollte ich schreiben, das ich suche? Geht es nur mir so?

Tage an denen ich den Drang spuere nach draussen zu gehen. Mit dem Hund spazieren gehen und das Leben spueren. Oder anders formuliert: fuehlen lebendig zu sein. Den Wind und den Regen oder auch die Sonne auf der Haut spueren.

Spuere den Drang etwas zu finden. Bin auf der Suche nach Geborgenheit, Sicherheit und Trost… die Umarmung, die dir das Gefuehl gibt “was auch immer passiert, wie sehr der Sturm dich auch schuettelt… alles wird gut!” Auf der Suche nach dem Urvertrauen, das im Laufe des Lebens verschwindet, wenn man den Kontakt zu sich selbst verloren hat. Sich verliert im taeglichen Leben!

Dann fuehle ich mich von Baeumen angezogen. Spuere, dass sie geben koennen wonach ich suche. Sie geben mir Orientierung, ziehen mich an wie ein Magnet. Im Laufe meines Lebens bin ich schon vielen Baeumen begegnet, einige davon schienen mich zu rufen – Stimmen die nur ich hoeren kann.

Und nein, es hilft nicht in einen Wald zu gehen und sich einen Baum auszusuchen… da kommt dann irgendwann das Sprichwort “sieht den Wald vor lauter Baeumen nicht” zum tragen. Ich glaube nicht das das funktioniert.

Bei mir ist es bisher immer so gewesen, dass ich ploetzlich das Gefuehl spuerte, auf einen Baum zugehen zu muessen. Von ihm gerufen zu werden – oder eine andere Form der Kommunikation die zum Ausdruck bringt “ich bin hier fuer dich!” Eine Anziehungskraft, die nur schwer zu beschreiben ist. Liebe auf den ersten Blick!

Dabei macht es keinen Unterschied ob es seine prachtvolle Linde ist, die seit mehr als Hundert Jahren im Park steht oder vielleicht eine krumm gewachsene Birke, die erst auf den zweiten Blick ihre Schoenheit zeigt.

Ich habe meinen Baum vor vier Jahren gefunden – der sollte ich sagen, mein Baum hat mich vor vier Jahren entdeckt?

Darf ich vorstellen?

Mein bester Freund:

Wunderschoen, oder?

Aber es geht nicht um Schoenheit, Kraft oder Staerke, sondern darum da zu sein!

Mir Kraft zu geben, wenn ich das Gefuehl habe, zu zerbrechen (wenn mal wieder alles auf einmal auf mich einbricht und ich das Gefuehl habe daran zu zerbrechen).

Mir das Gefuehl von Geborgenheit geben, wenn ich mich verloren fuehle.

Mir Schutz zu bieten (nicht nur wenn es regnet und ich unterm Baum stehe und darauf warte, dass der Regenschauer vorbei zieht).

Mich einlaed, mich hinzusetzen und auszuruhen. Pause machen, Luft holen und zu mir kommen. Runter kommen… langsamer werden und die Umgebung wahrnehmen.

Oft wird empfohlen sich einen Baum zu suchen, ihn zu umarmen, um der Hektik des Alltags zu entfliehen, Stress hinter sich zu lassen.

Noch nie probiert?

Dann suche dir beim naechsten Spaziergang einen Baum, der etwas abgelegen liegt und dir das Gefuehl gibt ungestoert zu sein. Umarm diesen Baum, schliesse die Augen und spuere in dich hinein. Von der ersten Unsicherheit abgesehen (der Unsicherheit beobachtet zu werden – was andere denken etc.) … was fuehlst du? Was spuerst du? Und damit meine ich nicht die Ameisen die an deinem Bein hochkrabbeln weil du uebersehen hast, dass direkt neben dem Baum ein Ameisenhaufen gewachsen ist und jetzt diesen intimen Moment stoert!

Nein, mal ehrlich, versuche es mal! Vielleicht ist es ja ein Baum im eigenen Garten, der als erster Kandidat in Frage kommt. Der es leichter macht, sich zu trauen – den ersten Versuch zu starten.

Wichtig hierbei ist auf jeden Fall: trau dich! Und hoer ich dich hinein, fuehl was in deinem Koerper passiert.

Die Japaner haben die Therapie des Waldbadens entdeckt, die auch hier immer populaerer wird, um den Alltagsstress hinter sich zu lassen und sich wieder auf sich und die Natur zu besinnen. Eine Form der Achtsamkeit, die das Spazieren gehen im Wald mit allen Sinnen (riechen, schmecken, fuehlen) verbindet. Barfuss auf dem Waldboden laufen, mit den Haenden zaertlich ueber die Rinde eines Baumes streichen, den Duft des Waldes wahrnehmen und dem Fluestern/Rauschen der Blaetter, Farne, Buesche und anderer Pflanzen zuhoeren.

Wie waere es, den naechsten Spaziergang in einen Wald zu verlegen?

Ganz bewusst durch den Wald zu schlendern. Die Baeume betrachten, den Kopf nach hinten legen und die wunderschoenen Baumkronen zu beobachten? Das Spiel von Licht und Schatten zu bewundern und den Wind dabei zu beobachten wie er stetig ein neues Bild kreiert? Vielleicht einen alten Baumstamm anvisieren und zunaechst einfach nur von unten bis oben bewundern. Welch Wunder der Natur, oder? Jetzt langsam mit der Hand ganz zart ueber die Rinde streichen, ja fast schon streicheln… Wie fuehlt sich das an? Rau und hart, oder fast schon zart durch Moos das ueber die Jahre und Jahrzehnte drueber gewachsen ist? Oder ist die Wahl auf eine Birke gefallen deren Rinde ohnehin eher seiden ist? Spannend oder?

Nach einiger Zeit schlage ich vor die Aufmerksamkeit den Geraeuschen zu schenken. Ist da nicht gerade ein Rascheln zu hoeren gewesen? Was kann das gewesen sein? Ein Eichhoernchen oder vielleicht ein Dachs? Oder gar ein Fuchs? Was krabbelt auf dem Waldboden? Singt dort nicht ein Vogel?

Abschalten – versuche alle anderen Stoergeraeusche auszublenden. Konzentriere dich ganz auf die Vogelstimmen. Besonders in den fruehen Morgenstunden eine Wonne, da die Voegel den neuen Tag singend begruessen. Ein Moment zum Innehalten, zumindest fuer mich. Ob nun im Wald oder zuhause auf der Terrasse wenn ich mit einer Tasse Tee in der Hand den ersten Moment des Tages fuer mich festhalte.

Welche Gerueche kannst du wahrnehmen? Modrigen Geruch vom Waldboden, der schon seit Jahren alles Laub und andere Abfaelle kontinuierlich vor sich in kompostiert und einen leicht modrigen Geruch hinterlaesst. Oder vielleicht blumiger Duft im Fruehling von den Fruehbluehern? Bist du gerade an einem Holunderbeerstrauch vorbei gegangen der in voller Bluete steht?

Es gibt so viel zu entdecken!

Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich mich oft dabei erwische bei Spaziergaengen nach neuen Baumfreunden Ausschau zu halten. Kann gar nicht genug davon kriegen. Auf einmal traue ich mich auch in der Stadt Baeume anzuschauen und ihnen zu vertrauen. Finde sie ueberall, in allen Varianten, Groessen und Farben.

Vollkommen ueberraschend fand ich den nachfolgenden Baum:

Sah auf den ersten Blick die Schoenheit, die von ihm ausging. Enorme Aeste, die vor allem in eine Richtung wuchsen und mir den Weg zeigen wollten, oder? Die Sonne, die in diesem Moment zu sagen schien “dies ist ein wichtiger Moment fuer dich!”. Und ich fuehlte mich auf Anhieb wohl. Ja, diesen Baum haette ich gern mitgenommen. Schade nur, dass er nicht in meine Handtasche passte…!

Es gibt auch andere Momente, die vergleichbare Gefuehle in mir ausloesen. Wie dieser Baum, der auf den ersten Blick eher weniger spektakulaer zu sein scheint. Aber eben nur auf den ersten Blick…

Nicht so gross und beeindruckend wie der vorherige, aber doch bewundernswert, da er die Stuerme im Dartmoor ueberstanden hat und sich jedes Jahr wieder auf den Fruehlich freut, wenn er wieder von der grauen Maus zum wunderschoenen Baum mutieren darf.

Eine unglaubliche Vielfalt and verschiedenen Schoenheiten gilt es zu finden, jede mit einer eigenen Geschichte, die sie erzaehlen je mehr wir bereit sind zuzuhoeren, uns mit ihnen und ihrem Umfeld beschaeftigen.

Ich freu mich immer noch ueber jeden neue Entdeckung! Gleichzeitig fahre ich gern meine Freunde besuchen, freu mich sie wieder zu sehen. Manchmal gehe ich nur an ihnen vorbei und streiche mit der Hand ueber den Baumstamm als freundliches Hallo! Dann wieder nehme ich mir die Zeit und setzte mich neben den Baum, lehne mich an ihn an und spuere in mich hinein.

Sehr haeufig, wenn ich innerlich unruhig bin und spuere, dass ich nur so die Ruhe finde, die ich brauche. Manchmal gelingt mir das innerhalb weniger Minuten, dann wieder brauche ich relativ lange, weil es mir nicht gelingt, die Umwelt auszublenden. Nach und nach gelingt es mir dann doch… so als wenn der Baum seine Arme um mich legt und dafuer sorgt, dass alles andere (angstmachende) wegbleibt, wir quasi allein sein koennen.

So seltsam es sich anhoeren mag, ich spreche auch manchmal mit ihnen. Spuere, dass ich einen Zuhoerer gefunden habe, der mich ernst nimmt und dem ich alles sagen kann.

Bedeutung – Was hat es mit den Baeumen auf sich?

Fuer mich sind Baeume Symbole. Sie sind aber auch ein Versprechen, sie sind teilweise so alt, dass sie Zeitzeugen von zwei Weltkriegen geworden sind. Sie haben oftmals schon viele glueckliche und traurige Momente erlebt. Liebespaare die sich unter den Baeumen getroffen haben und dort glueckliche Momente verbracht haben. Aber auch Paare sie sich dort getroffen und vielleicht getrennt haben.

Menschen die dort gewesen sind, und um andere Menschen getrauert haben. Trost in ihrer Trauer gesucht und unbewusst unterm Baum fanden.

Was auch immer es war und ist, so sind Baeume immer wieder in der Lage Trost zu spenden. Je aelter, je grosser, desto besser. Sie stehen fuer Bestaendigkeit “was auch immer passiert ist… ich bin immer noch da!” Regen, Sturm, Trockenzeiten haben mir nichts anhaben koennen! Ja, der ein oder andere Baum mag ja einen oder mehrere Aeste verloren haben, aber steht immer noch! Vielleicht praechtiger als je zuvor.

Es ist die Hoffnung, die vermittelt wird. Die ich spuere, wenn ich ohne Hoffnung bin.

Das Versprechen, auch dieser Sturm geht vorrueber und wird dich staerker werden lassen.

Es gibt einen Baum, der mir diesen Trost, diese Hoffnung gegeben hat, als ich nach meiner Krebsbehandlung nach Orientiertung gesucht habe. Ein Baum, dem einige starke Aeste abgesaegt wurden, die im Weg waren (Stromleitungen) und daher nicht bleiben durften. Fuer mich sind sie Symbole meiner Brueste, die ich geopfert habe, um leben zu duerfen. Und erst jetzt da ich es geschrieben habe, weiss ich, dass es genau das ist was uns verbindet…

Und immer wieder begegnen mir Baeume, die genau dieses Gefuehl bestaetigen “Du bist nicht allein! Und du wirst nur staerker dadurch! Konzentrier dich auf das Leben!”

Interssant wird es die Baeume im Verlauf der Jahreszeiten zu besuchen.

Ist es nicht bewundernswert, dass sie auch nach einem stuermischen Herbst, gefolgt von einem langen kalten Winter, jedes Jahr wieder mit Freude im Fruehling erst zarte Knospen setzen, die nach und nach in frisches gruen verwandeln, um dann ein Laubdach zu bilden, dass uns im Sommer Schatten spendet und abkuehlen laesst, wenn es mal wieder sehr warm wird?

Und auch wenn es im ersten Moment traurig ist, einen vom Sturm gestuerzten Baum zu sehen, so sind auch diese immer noch schoen und bewundernswert.

Das nachfolgende Bild beeindruckt durch die unglaubliche Schoenheit die vom Wurzelwerk eines gefallenen Baumes ausgeht. Vor allem aber zeigt es auch die Hoffnung, dass das Leben auch nach dem Tod weitergeht:

Zum Schluss noch einige Anregungen:

Auch wenn es in der heutigen Zeit propagiert wird Baeume zu planzen, um der Klimakatastrophe entgegen zu wirken, wurden in der Vergangenheit Baeume unter anderem zu bestimmten Anlaessen gepflanzt. Schon die Kelten pflegten den Brauch einen Lebensbaum fuer Neugeborene zu pflanzen. Nicht keltisch und doch ein uralter Brauch war es einen Obstbaum zur Geburt eine Kindes zu pflanzen.

Ist es nicht ein schoener Gedanke, beiden beim Wachsen zuzusehen? Vielleicht den Brauch zu entwickeln, das Obst zu ernten und gemeinsam Kuchen zu backen? Dem Kind das Gefuehl zu geben “Das ist mein Baum!” Gemeinsam in den ersten Jahren den Baum zu giessen, wenn der Sommer mal wieder warm und trocken ist, eine Beziehung erstellen, dem Kind das Gefuehl vermitteln, dass es sich um etwas Besonderes handelt, hiermit fuehle ich mich verbunden…

Und dazu braucht man kein eigenes Haus, einen eigenen Garten zu haben. Dies kann ein Baum sein, der bei den Grosseltern waechst oder in einem oeffentlichen Park. Vielleicht koennte auch eine Kindergarteninititative eine Baumpflanzung fuer die Kinder planen und gleichzeitig fuer die Klimasicherung sorgen.

Bei allem geht es doch in erster Linie um eines: Symbole, Rituale und Beziehungen schaffen.

Es ist uralter Brauch zu einem besonderen Anlass einen Baum zu pflanzen … mit diesem Ritual wird der Baum zu einem treuen Lebensbegleiter.

Ein besonderer Anlass kann auch eine Hochzeit sein.

Oder das Pflanzen eines Baumes wenn ein nahestehender Freund verstorben ist. Dabei ist es egal, ob Mensch oder Tier, da oftmals ja Tiere ganz besondere Freunde im Leben sind.

Was auch immer der Grund sein mag: Pflanze einen Baum!

Erfreu dich dran und teile die Geschichte, die dich mit dem Baum verbindet!

Die Kelten habe den Menschen einen Lebensbaum nach Geburtsdatum zugeordnet. Mein Lebensbaum ist demnach der Ahorn! Im ersten Moment haette ich erwartet, dass es eher Eiche oder Buche sein koennten, aber dann fiel mir auf wie sehr mich der japanische Ahorn anspricht. Oder auch der Gedanke an den Kanadischen Ahornsirup, den ich so gern zu Pfannkuchen liebe.

Ich muss an dieser Stelle jedoch zugeben, dass es mir Blutbuchen angetan haben. Irgendetwas zieht mich zu ihnen hin. Ob es die dunkelrote Farbe der Blaetter ist, oder der kraeftige Stamm, ich kann es nicht sagen.